Samstag, 25. April 2015
8 Gründe, einen Rettungsdienstler zu daten
Mit einem Mann aus dem Rettungsdienst zusammen? Da gibt es viele Gründe für eine Frau! Nicht zuletzt, weil er schwierige Patienten gewohnt ist.

1. Er ist sehr reinlich, denn viel Zeit in der Arbeit geht fürs Putzen und das Desinfizieren drauf.

2. Unter Zeitruck zu arbeiten ist für ihn Routine, muss die Frau also in letzter Sekunde von A nach B? Kein Problem.

3. Rettungsdienstler haben immer ein Bett dabei, das man auf die unterschiedlichsten Weisen einstellen kann.

4. Rettungsdienstler sind Meister darin Leute schnell auszuziehen.

5. Er ist es gewohnt die ganze Nacht wach zu sein.

6. Rettungsdienstler sind gute Zuhörer, denn Patienten reden oftmals gerne viel.

7. Rettungsdienstler sind die perfekten Schwiergersöhne, denn jeder denkt sie tun etwas Gutes, nur dürfen die Schwiegereltern nicht wissen wie viel sie verdienen.

8. Rettungsdienstler sind den Umgang mit schwierigen Patienten gewohnt ;).


Quelle: http://www.retter.tv/de/weitere-organisationen.html?ereig=-8-Gruende-einen-Rettungsdienstler-zu-daten-&ereignis=30501



Donnerstag, 23. April 2015
Lebensrettende „Lärmbelästigung“
Wer kennt nicht die ohrenbetäubende Sirene eines Rettungsfahrzeuges auf Einsatzfahrt? Das Blitzen des Blaulichts, das schon von Weitem auf sich aufmerksam macht? Das mulmige Gefühl und den Gedanken, der einem dann durch den Kopf geht: „Hoffentlich kommen sie rechtzeitig an?“
Letzteres kennen sicher viele Menschen nicht. Nämlich diejenigen, die sich durch die Signale der Einsatzfahrzeuge Tag und Nacht in ihrer Ruhe gestört fühlen; die sogar ein Sirenenverbot für nächtliche Einsätze fordern.
Frischen Wind in dieses Thema bringt im wahrsten Sinne des Wortes der Rettungshubschrauber „Christoph Gießen“, der seit dem 10. Juli 2014 im neuen Luftrettungszentrum in der Lahnstraße zu Hause ist. Seit dem ersten Einsatz, zu dem er von Gießen aus gestartet ist, werden Stimmen laut, die sich über den Lärm der Maschine beschweren. Warum?
Die Crew fliegt los, um Menschen zu helfen, ihre Schmerzen zu lindern, ihr Leben zu retten – was leider auch ihnen nicht immer gelingt. Aus Rücksicht auf der Metallverarbeitungshof neben dem Rettungszentrum steuern die Piloten den Helikopter extra von der anderen Seite aus auf die Landeplattform, damit die Arbeiter nicht in einer Staubwolke stehen. Sie wollen niemanden mit dem Hubschrauberlärm ärgern. Sie sind Menschen wie Sie und ich, die für andere da sind, die sich auch auf freie Tage und ihren Feierabend freuen.
Während dieser Leserbrief entsteht, donnert Christoph Gießen über unser Haus, auf dem Weg zur A45, auf der sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet hat. Wir stören uns nicht an dem Heli – wir sind froh, dass der Hubschrauber in seiner Mission, Menschen zu retten, stellvertretend für die Besatzung immer wieder so präsent ist. Hoffentlich geht alles gut!
Liebe Hubschrauber- und Sirenenhasser, bitte denkt daran: Es sind nicht immer nur „die Anderen“, für die „Christoph Gießen“ und Co. Ausrücken. Ihr selbst könntet ebenso verunglücken, und dann werden sie auch für Euch zur Stelle sein.
In diesem Sinne möchte ich all den Rettern da draußen, ob bodengebunden, auf dem Wasser oder in der Luft, ein großes „Dankeschön“ aussprechen. Danke für Euren Einsatz zu jeder Zeit; Danke für den Stress, den Ihr auf Euch nehmt, um meist wildfremden Menschen zu helfen. Danke, dass Ihr für uns da seid. Schön, dass es Euch gibt!

Lisa Kaufmann
(Leserbrief aus dem Gießener Anzeiger von Samstag, 11. April 2015)



Sonntag, 16. November 2014
Von oralen Abgründen und Erdbeermarmelade
Es ist 6:52 Uhr – nicht mehr lange bis zum Schichtwechsel also. Oder auch nicht... Der schrille Ton des Funkmeldeempfängers holt mich und meinen Kollegen aus dem Land der Träume. "Allergische Reaktion" heißt das Einsatzstichwort. Hmm, okay, mal sehen, was uns diesmal erwartet. Mit Blaulicht und Martinshorn geht es in eine nahe gelegene Ortschaft, der Notarzt befindet sich auch auf dem Weg dorthin. Wir betreten den Hof des Einfamilienhauses im Ortskern. Alles verrammelt – schaut irgendwie nicht so aus, als ob hier überhaupt schon jemand wach wäre. Na ja, egal. Wir klingeln. Nichts passiert. Wir klingeln nochmal. Und siehe da: Hinter einem verschlossenen Rolladen scheint sich ein Fenster zu öffnen. „Sind Sie der Doktor?“, ertönt eine Frauenstimme älteren Baujahres. Na ja, nicht ganz, der Doc befindet sich noch auf der Anfahrt, aber na ja. Also: "Ja, genau, wir sind vom Rettungsdienst." "Das ging aber schnell." - Ja, so ist das halt, wenn man den Rettungsdienst ruft. Sitzt die Frisur etwa noch nicht oder wie? Ist uns ja eigentlich auch egal – meine Haare ähneln gerade auch mehr einer überbeanspruchten Klobürste, so wie immer, wenn man mich nachts aus dem Bett holt. Aber nachdem weder sie noch wir gerade einen Schönheitspreis gewinnen müssen, tut das im Moment nichts zur Sache. "Dann kommen Sie mal rum an das andere Fenster. Ich mache da den Rolladen mal hoch." Das ist zumindest mal ein Anfang... "Sie müssten uns aber schonmal hereinlassen. Am Fenster können wir nicht viel für Sie tun." "Ja, das ist mir klar. Nur die Haustür ist abgeschlossen und das würde zu lange dauern, wenn ich sie aufsperre. Ich gebe ihnen mal meinen Schlüssel raus." Warum auch nicht... Kurze Zeit später empfängt uns die alte Dame, nennen wir sie Frau Bergmann, in ihrer Wohnküche. "Darf ich Ihnen etwas anbieten?" "Das ist sehr nett von Ihnen, aber wie können wir Ihnen denn helfen?" Frau Bergmann sperrt ohne Vorwarnung ihren Mund auf und greift kurzerhand zur Taschenlampe, um uns ihren "oralen Abgrund" zu beleuchten. Dabei streckt sie ihre Zunge weit nach draußen. Wüssten wir es nicht besser, könnten wir jetzt fälschlicherweise auf die Idee kommen, dass sie Heißhunger auf ihre Taschenlampe verspürt. "Che-en chie dach?" - also: "Sehen Sie das?" für alle, die es jetzt nicht verstanden haben. Und in der Tat: Wir sehen es. Ist ja auch kein Wunder, nachdem die gute alte Marken-Lampe ihr Zahnfleisch und die Dritten bis in den letzten Winkel ausleuchtet. Würde uns des Rätsels Lösung verborgen bleiben, müssten wir uns nun bei dieser perfekten Darbietung ernsthaft Gedanken machen, was wir am besten antworten würden, um nicht ganz so dumm dazustehen. Aber zum Glück offenbart sich uns das Problem ja sofort: Ihre Zunge ist leicht angeschwollen. Für ihre Begriffe natürlich sehr stark. Deshalb habe sie auch schon eine knappe Viertel (!!!) Flasche von den Allergietropfen, die ihr der Hausarzt mal aufgeschrieben hatte, getrunken. Respekt! Gewirkt haben die natürlich nicht. Wie auch, hatte sie doch unmittelbar nach dem köstlichen Trank zum Telefon gegriffen und sich einen Arzt bestellt. Also uns in diesem Fall. In der Zwischenzeit trifft auch unser Notarzt ein, der sich natürlich selbst – festlich beleuchtet – ein Bild ihres Schlunds machen darf. Sehr zu unserem Vergnügen natürlich, denn unser Kollege hat natürlich mit allem gerechnet, aber nicht damit, das so eindrucksvoll präsentiert zu bekommen. Professionell leitet unser Notarzt die nötigen Schritte ein und verabreicht ihr die entsprechende Medikation. Das selbst eingenommene Mittel stellt sich indes als wenig erfolgversprechend heraus, um es mal positiv auszudrücken. Danach ist auch wieder alles gut – zumindest aus Sicht der Dame. Dass sie uns ins Krankenhaus begleiten muss, scheint sie noch nicht verstanden zu haben. "Vielen herzlichen Dank! Mir geht’s schon viel besser. Tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände gemacht habe. Wollen Sie mir nicht noch etwas Gesellschaft leisten?" Hmm, lass mich kurz überlegen ...Feierabend und noch eine Portion Schlaf wären auch nicht schlecht. Doch Frau Bergmann lässt uns keine Gelegenheit zum Nachdenken und trumpft weiter auf: "Ich habe auch Kaffee da, und selbstgemachte Erdbeermarmelade. Die ist ein Gedicht! Die müssen Sie unbedingt probieren!" Das klingt natürlich verlockend – und unsere Entscheidung steht da selbstverständlich sofort fest. Doch wer wagt als erster den Schritt? Zum Glück ergreift unser Notarzt Initiative: "Das ist sehr nett von Ihnen, und ich kann auch kaum widerstehen. Aber ich fürchte, wir werden nicht in den Genuss kommen." Das kann die ältere Dame gar nicht verstehen. Das verrät uns ihr fragender Blick. Wieso denn nicht? Hatte sie uns doch gerade eben dazu eingeladen. "Und auch Sie müssen sich leider noch etwas gedulden – wir müssen Sie zur Sicherheit in die Klinik bringen." "Tut uns leid, vorher frühstücken geht nicht." "Nein, leider auch nicht, wenn der Kaffee gerade fertig ist."



Herzlich willkommen!
Schön, dass Ihr den Weg auf meinen "Rettungsengel-Blog" gefunden habt! Hier möchte ich Euch anhand von kleinen Anekdoten einen Einblick in die alltägliche Arbeit im Rettungsdienst geben. Denn zwischen all den ernsten Dingen gibt es so viele Erlebnisse, bei denen es schade wäre, wenn ich sie nicht teilen würde, da sie einem teilweise durchaus ein Schmunzeln entlocken können. Es sind Geschichten, wie sie jeder Rettungsdienstler erzählen kann, ganz egal wo er beschäftigt ist.
Unter anderem deshalb spielt es eigentlich keine Rolle, wer ich bin oder wo ich arbeite. Sonst könnte ich Euch hier auch nicht so offen und subjektiv von den Einsätzen berichten. Nur so viel vielleicht: Ich bin schon einige Jahre im Rettungsdienst-Bereich tätig und kenne sowohl die ehrenamtliche als auch die hauptamtliche Arbeit mit all ihren Facetten nur zu gut. Alles was ich hier schreibe, ist wirklich passiert. Es stammt aus meinen eigenen Schichten in einer deutschen Stadt und ihrem Umland oder aus Erzählungen von Kollegen.
Orte und Namen sind jedoch soweit verändert, dass ein Rückschluss auf den Einsatz nicht mehr möglich ist. Eventuelle Ähnlichkeiten sind also rein zufällig. Des Weiteren handelt es sich hierbei nicht um fachlich korrekte Schilderungen von Einsätzen, sondern um eine "lockere" Wiedergabe von einigen ausgewählten Begebenheiten. Die teilweise ironischen Schilderungen sind keineswegs abwertend zu verstehen – ganz im Gegenteil. Meine Patientin liegen mir sehr am Herzen.
Nun wünsche ich Euch aber viel Spaß beim Eintauchen in die manchmal kuriose Welt des Rettungsdienstes!